Urlaub in Nordportugal

Etwas verspätet ein kurzer Bericht über meinen Urlaub in Nordportugal mit Sabine. Nachdem wir am Samstag in Porto gelandet sind, haben wir zunächst unseren Mietwagen abgeholt und sind entspannt etwa 90 km gen Norden an die spanische Grenze gefahren. Während dieser und fast aller anderen Fahrten haben wir uns vom iPhone führen lassen, was erstaunlich gut funktioniert hat. Wir hatten also keinen Stress mit dem Karten lesen und konnten die Fahrt und die Landschaft genießen.


Unsere Unterkunft für die ersten vier Nächte war die Anlage ‚Casa da Eira‚ und lag in der Nähe der Stadt Caminha. Das finden der Ferienwohnung hat uns zunächst einige Probleme bereitet. Zwar hatten wir problemlos die angegebene Adresse gefunden, aber dort war nichts von einer Appartement-Anlage zu sehen. Nur eine schmale Kopfsteinpflasterstraße mit einer langen, hohen Mauer. Es gab dort zwar zwei große Holztore, die aber verschlossen waren. Nachdem wir zwei Runden um den Block gedreht hatten, tauchte dann plötzlich unser Vermieter Ernesto auf. Wir waren also doch richtig. Hinter der hohen Mauer verbarg sich ein riesiger Garten mit mehreren kleinen Häusern. Das kleinste davon war für uns bestimmt. Während unseres Aufenthalts gab es keine weiteren Gäste, wir hatten also das ganze Areal für uns allein.

Während der nächsten vier Tage haben wir von Caminha aus einige Touren mit unserem Mietwagen unternommen und ein wenig die Gegend erkundet. Unsere Touren haben uns u.a. nach Ponte de Lima, Vila Praia de Ancora und Viana do Castelo geführt. Wir waren offensichtlich deutlich außerhalb der Saison unterwegs, denn in vielen Orten waren kaum Menschen zu sehen und bei sehr vielen (Ferien-) Häusern und Hotels waren die Rolläden heruntergelassen. Insgesamt wirkte alles sehr verlassen. Teilweise hatten wir abends einige Schwierigkeiten ein Restaurant zum essen gehen zu finden. An einem Abend gab es daher nur ‚Notverpflegung‘ in einem kleinen Laden, der zwar als Pizzeria ausgewiesen war, aber keine Pizza im Angebot hatte. Statt dessen gab es einen einfachen Burger und ein Käsebrötchen 🙂 Das beste Essen während dieser Zeit gab es am letzten Abend im Restaurant ‚Solar do Pescado‚ in Caminha (Rua Visconde Sousa Rego 85). Falls Ihr mal in der Nähe seid, unbedingt vorbeischauen. Der Wirt ist sehr nett und das Essen (Spezialitäten: Fisch und Wild) extrem lecker.

Am Mittwoch sind wir zurück nach Porto gefahren, wo wir den Rest des Urlaubs verbracht haben. Abgestiegen sind wir dort in den ‚Apartments Belomonte‚ (Rua Belomonte 20). Wir hatten ein sehr schönes Apartment mit Balkon und Blick zur Kathedrale. Leider war es nachts relativ laut, da in der kleinen Straße vor der Tür deutlich mehr Verkehr herrschte, als google Maps bei der Reiseplanung vermuten ließ, und das in der gesamten Altstadt dominierende Kopfsteinpflaster für eine entsprechende Geräuschkulisse sorgt. Trotz dieses kleine Nachteils haben wir uns dort sehr wohl gefühlt und die Unterkunft ist ein idealer Ausgangspunkt um die gesamte Altstadt zu Fuß zu erkunden.

Das historische Zentrum von Porto steht seit 1996 auf des Liste des Weltkulturerbes. Es gibt also viel zu sehen und entdecken. Wie im Norden des Landes war auch in Porto zu spüren, dass wir außerhalb der Saison unterwegs waren, zudem hat wohl auch die aktuelle Finanzkrise ihre Spuren hinterlassen. Auch hier waren jedenfalls etliche Geschäfte geschlossen. Insgesamt hatte ich das alte Stadtzentrum aufgrund des Weltkulturerbe-Status in einem deutlich besseren Zustand erwartet. Sobald man die erste Häuserreihe an den Touri-Zentren hinter sich lässt, fallen aber viele verfallene Häuser in’s Auge. Auch das hat allerdings seinen Charme (wenn auch vermutlich nicht für die Menschen, die dort wohnen).

Ich glaube in keinem meiner bisherigen Urlaube habe ich so viele Kirchen gesehen und besichtigt wie in Porto. Gefühlt ist dort jedes zehnte Gebäude ein Gotteshaus. Wer sich dafür begeistern kann, hat also viel zu tun. Am beeindruckendsten waren für mich aber die vielen kleinen Gassen in der Altstadt und der spektakuläre Blick auf die Brücke Ponte dom Luis I und den Douro bei Nacht. Besonders gute Blicke über die Altstadt hat man vom Platz vor der Kathedrale Sé und vom Turm der Igreja dos Clérigos, der gegen eine kleine Gebühr erklommen werden kann. Ganz in der Nähe der Igreja dos Clérigos findet man die alte Buchhandlung Livraria Lello. Wer sich für Jugendstil interessiert sollte unbedingt einen Blick auf und vor allem auch in das Gebäude werfen. Leider ist das fotografieren dort nicht erwünscht, so dass sich in meiner Galerie nur die Außenansicht des Geschäfts findet. Ebenfalls sehenswert sind die alten Straßenbahnen, die vor einigen Jahren (wohl hauptsächlich für die Touristen) wiederbelebt wurden.

Besonders gut gegessen haben wir in Porto im Restaurante ‚Cozzza Rio‚ (Rau S. Francisco 8) ganz in der Nähe der Ribeira. Eine positive Überraschung haben wir am letzten Abend unseres Aufenthalts erlebt. Bei der Suche nach einem Restaurant haben wir uns von einer alten Frau abfangen lassen, die neben einer einfachen, hangeschriebenen Speisekarte an der Straße stand und in diversen Sprachen versuchte Passanten für ihr Restaurant ‚Silva Bar‘ (R. Infante D. Henrique 97) zu begeistern. Das kleine Restaurant liegt zusammen mit einem Kiosk am Ende eines kleinen Platzes, eingeklemmt zwischen zwei großen Restaurants, und ist von der Straße aus kaum zu sehen. Kiosk und Restaurant werden nur durch einen Holzverschlag getrennt und die Einrichtung besteht aus einfachen Bänken und Tischen. Der erste Blick war also nicht sonderlich vielversprechend. Nachdem wir bestellt hatten, setze geschäftiges Treiben ein. Vermutlich mussten noch einige der Zutaten für die Gerichte des ‚überraschenden Besuchs‘ in der Nachbarschaft besorgt werden. Das Essen, das uns dann serviert wurde, war allerdings sehr gut. Während unseres Aufenthalts blieben wir leider die einzigen Gäste. Wer also ein gutes und günstiges Essen in Porto sucht, sollte mal einen Blick in die Silva Bar werfen.

Eine Besichtigung einer der vielen Portweinkellereien haben wir leider nicht im Zeitplan unterbringen können (Portwein haben wir aber natürlich trotzdem probiert 😉 ) und auch sonst gibt es wohl noch einiges, das wir in der kurzen Zeit nicht gesehen haben. Ein zweiter Besuch könnte sich also lohnen…